Heute ist eine
besondere, die letzte Zeit. Die Atom- und automatischen Waffen, die scharfen Viren,
die toxischen Kettenreaktionen der Geheimdienste warten nur manchmal. Sie erlauben
uns nicht, das Maß der vergifteten Natur an die Zukunft zurückzugeben. Der
Mensch muss besonders werden, freundlich.
Die Zerstörungskräfte
un-intelligenter Systeme stehen an der Schwelle eines nun wirklich „totalen“ Krieges.
Sie sind nur noch dem Zufall unterstellt, der sich grinsend
und unbekümmert gibt.
Seit morgen sind
wir zur Kooperation verpflichtet. Freies Denken steht nun gegen die Ideologien
der Nationalflaggen, der Religions- und der Hautfarben, an denen sich die Menschheit
nicht mehr erheitern sollte. Es ist verboten, die natürlichen Unterschiede im
Menschsein zu öffentlichem Hass, zu Aufrüstung und Krieg aufzutürmen. Doch die
ökonomischen und politischen Eliten haben sich in ihrer Unwirklichkeit
eingebunkert, dort pflegen sie ihre Feindschaften.
Pazifisten (Kriegsgegner) kritisieren die Militaristen im eigenen Land. Deshalb schauen meine Freunde und ich auf Deutschland und die NATO. Dagegen verhalten sich Bellizisten (Kriegsbefürworter) genau umgekehrt. Sie suchen den Schuldigen nie im eigenem, sondern stets im anderen Lager. Immerfort neue Feindbilder erfindend – so befördern sie die Eskalationsspiralen, die kleinen Krisen, die großen Kriege.
Wir brauchen
weder strategische Feinde noch unverbrüchliche Freunde, gute Nachbarn, das
reicht. Im Vergleich zwischen den USA und Russland ist es nicht plausibel,
weshalb das eine Land unser Freund, das andere unser Feind sein solle: Die autoritären
Gesichter, der Rassismus, Superreiche da, Oligarchen dort, Kaltes und
Zerstörendes allerorts (natürlich überall auch Ermutigendes). Welche Gesichter
und welche Formen der Mangel an Menschlichkeit aber hat, ist angesichts der
Gefahr (4 vor 12) nicht erheblich. Erheblich wäre das Gewaltlose. Und das
Feindlose.
Es ist gut: Deutschland
und Europa haben nach schrecklichen Verirrungen einiges an Zivilgesellschaft und
Rechtsstaatlichkeit gewonnen. Doch der kriegerische und würdelose Zustand der Welt
hat viel mit westlicher Arroganz zu tun, die immer noch koloniale Züge trägt
und von oben herabschaut. So erlauben sich unsere geschäftstüchtigen
Regierungen „Die Menschenrechte“ wie eine Monstranz voranzutragen, sobald es
darum geht, einem geostrategischen Konkurrenten zu schaden. Schade um diese
Menschenrechte.
Niemand spreche also
von Menschenrechten und Frieden, wenn er oder sie zugleich Feindbilder pflegt, wenn
er oder sie militärische Aufrüstung betreibt oder gar reale Kriege führt. Immer
ist die Lüge sehr nahe am Krieg. Und dass man den Geheimdiensten gar nichts
glauben darf, kann man nur ahnen. Und was die Demokratie betrifft - sie müsste
von wirtschaftlicher Macht entkoppelt werden, um Demokratie zu werden.
Nach der Logik
und dem geltenden Völkerrecht darf sich keine Regierung in ein Land einmischen,
von deren Bevölkerung sie nicht gewählt wurde. Die Versuche, woanders einen „Regime
Change“ herbeizuführen, bringt meist neue Gewalt und schwächt die Selbstheilungskräfte eines
Volkes (wie in Syrien, Libyen und woanders geschehen). Es wäre effektiver,
friedlicher und historisch gerechter, wenn alle Regierungen auf die eigenen Defizite
schauen, statt mit dem Finger auf andere zu zeigen. Die Transformation der
menschlichen Beziehungen zur sozialen Freundlichkeit wird wohl nur in einer
behutsamen und gerechten Weltinnenpolitik gelingen.
Die Bellizisten spielen
mit zweierlei Maß, das eine wird an den Freund, das
andere an den Feind angelegt. So erscheint der Freund freundlich, der Feind
feindlich. In dieser Pose lassen sich zum Beispiel die USA gern gegenüber China
ablichten – ein ermüdendes und falsches Bild, das es möglicherweise auch umgekehrt
gibt.
Das wichtigste Menschenrecht
ist das Recht, nicht getötet zu werden. Das Leben eines russischen
Oppositionellen ist aber der Hungerstreik einer kurdischen Journalistin in
einem türkischen Gefängnis. Und das Leben eines Bootsflüchtlings ist das eines
Afroamerikaners auf einer Straße von Harlem. Es passiert so viel, doch wer
schuldig ist und bestraft wird, bestimmen auf merkwürdige Weise die an Einfluss
Reichen.
Der Krieg hinterlässt seine Folgen im Namen des Siegers. Die
schlimmsten völkerrechtswidrigen, also Angriffskriege (wurden neben vielen
groben Einmischungen in innere Angelegenheiten) nicht von Diktaturen, sondern leider
von Demokratien, den USA und ihren Verbündeten, geführt – vgl. Afghanistan, Irak und Libyen, die Millionen Opfer zu
beklagen haben. Es sollte keine Kriege und keine Trophäen mehr geben –
auch deshalb nicht, damit die Geschichte
nicht mehr von den Siegern geschrieben werden kann.
Militaristen haben eine unendliche Phantasie, sie erfinden immer neue Feindbilder. Der deutsch/amerikanische Wissenschaftler Wernher von Braun kam zu einer späten, aber tiefen Einsicht: „Wir werden ein im Weltraum basiertes Waffensystem erschaffen. Zuerst werden die Russen als der Feind betrachtet werden… Dann werden Terroristen zum Feind bestimmt… Dann wird man Verrückte aus der Dritten Welt und bestimmte gefährliche Nationen zum Feind bestimmen… Der nächste Feind werden Asteroiden sein, und gegen Asteroiden werden wir erneut im Weltraum basierte Waffen bauen… Die letzte Karte, die ausgespielt werden soll, werden Aliens oder Außerirdische sein. Wir werden diese Waffensysteme gegen Aliens erschaffen und alles davon wird eine große Lüge sein!“ (im Gespräch mit Dr. Carol Rosin, 1974)
Fazit:
Feindbilder und Kriegsbeile könnten schon morgen in aller Frühe begraben werden, doch unter dem Strand ist die Lüge – und das Eis.
Den kalten Krieg beendet man nicht, indem man unliebsame Diktatoren stürzt, sondern indem man ihn beendet.
Wir befinden uns an einer Bruchstelle zur Zukunft. Im Laufe der Jahrmillionen haben die Menschen immer Natur zerstört, es gab auch immer Herrschaft und es gab immer Gewalt. Wenn sich aber skrupellose Gier solcher Mittel bedient, welche die gesamte Zivilisation gefährden, dann ist das verantwortungslose Besessenheit. Der lang unwidersprochene Grundsatz, dass Kriege einen quasi natürlichen Zustand darstellen, kann nicht mehr gelten.
Wir gefährden
unsere Zukunft durch irreversible Eingriffe
in die Natur und unbeherrschbare Technologien. Wir
zerstören zweitens mit der Kluft zwischen einem unverschämten
Reichtum und einer erbärmlichen Armut die sozialen und kulturellen
Grundlagen der globalen Zivilisation. Und schließlich stehen die
modernen autonomen und atomaren Waffen bereit, alles höhere Leben
auf der Erde zu vernichten. Wir sind damit beschäftigt, uns
dreifach aufzugeben.
Es wird eine harte
Zäsur. Wir überschreiten gerade den Rubikon eines
vernunftgeleiteten Tuns. Das Limit ist dreimal erreicht, die Grenzen
der geschundenen Ökosysteme, der sozialen Verwerfungen und der
militärischen Aufrüstung sind überschritten. Es kann uns
nur noch eine Umkehr retten: Rücknahme der globalen Erwärmung, der
sozialen Erkaltung und der militärischen Überhitzung.
Der Klimawandel und
das Artensterben haben es inzwischen bis in die Schlagzeilen der
Medien geschafft. Über die anderen Themen, eine Umverteilung
des Reichtums und eine substantielle militärische Abrüstung, wird
aus naheliegenden Gründen viel geschwiegen. Carl von
Ossietzkys Satz hat nichts an Aktualität verloren: „Der Krieg ist
ein besseres Geschäft als der Friede“.
Die schweren
ökologischen und sozialen Probleme begünstigen militärische
Konflikte, wie umgekehrt das Militär und der Krieg die ökologischen
und sozialen Probleme verschärfen. Man kann feststellen, dass
Gesellschaften, die unter Friedlosigkeit leiden, auch nach außen
eine riskante Sicherheitslogik vertreten, die von Feindbildern,
Abschreckung, Eskalation und der Durchsetzung eigener Interessen
geprägt ist.
Der Zeitpunkt einer
wahrscheinlichen Klimakatastrophe kann wissenschaftlich eingekreist
werden und der Moment, an dem eine soziale Lawine losbricht, kündigt
sich über längere Zeiträume an. Eine atomare Katastrophe aber kann
sofort und völlig überraschend über uns hereinbrechen, denn die
atomare Uhr steht bei drei vor Zwölf. Der
Krieg ist also die unmittelbarste und verheerendste Gefahr.
Bereits am ersten
Tag eines Krieges stürzt die Zivilisation in den höllischen
Abgrund. Der Krieg setzt die meisten Grundrechte und vor allem das
Recht auf körperliche Unversehrtheit und Leben außer Kraft. Krieg
ist das größte Verbrechen und die größte Gesetzlosigkeit, Krieg
und Menschenrechte sind gegensätzliche Begriffe. Krieg ist staatlich
organisierter Terror. Auch die Vorbereitung zu einem Verbrechen ist
strafbar, auch Aufrüstung ist ein Verbrechen.
Es liegt im Wesen
des Militärs, dass Unschuldige getötet werden, denen keine
individuelle Schuld nachgewiesen wird und dass nicht mal der Versuch
eines solchen Nachweises unternommen werden kann. Das Militär
schießt auf Uniformen, doch die Kugeln treffen die meist
unschuldigen Menschen, welche darin stecken. Eine solche Hinnahme
außergerichtlichen Tötens ist völlig unakzeptabel. Hinzu kommen
die sogenannten Kollateralschäden, dass sind die ganz normalen
Morde, denn 90 Prozent aller Menschen, die in bewaffneten Konflikten
seit 1945 ihr Leben verloren haben, waren Zivilisten. Militär gehört
abgeschafft, Soldat ist kein Beruf für Menschen.
Die heuchlerisch
betriebene „menschenrechtsbasierte Außenpolitik“ hat sich in den
meisten Fällen als militärische Interventionsstrategie zugunsten
des Hegemon erwiesen und steht der Absicht entgegen, Demokratie und
Freiheit wirklich zu befördern. „Humanismus“
als Kriegsgrund schwächt die offene Gesellschaft sowohl bei den
Kriegsführenden als auch bei den Leidenden. Krieg hemmt somit
auch die Selbstheilungskräfte eines jeden Volkes. Er ist heute ein
imperiales Projekt, bei welchem der sogenannte Weltpolizist nach
Gutdünken in fremde Gärten einsteigt und darin wildert.
Zur
Zeit treibt alles auseinander: die Religionen, die politischen
Feindbilder, die ökonomischen und geopolitischen Interessen. Und es
steigen: die Rechtsverletzungen, die Kriegstoten und Vertriebenen,
die Militärausgaben und die Kriegspropaganda. Und es sinken: das
Vertrauen und die Sicherheit.
In Zeiten, in denen
Verstand und Verantwortung regieren würden, könnte die Kriegsgefahr
mit einigen als selbstverständlich erscheinenden Maßnahmen
verringert werden: 1. Durch eine Reduzierung der Kriegsgründe, also
eine Angleichung der Lebensstandards und die Verminderung
wirtschaftlicher Ungleichheiten, 2. durch internationale Verträge
entlang des Völkerrechts sowie vertrauensbildende Maßnahmen und 3.
durch eine technische Unfähigkeit zum Krieg, also durch Abrüstung.
Aber die
Kriegstreiber aller Länder entwickeln viel Phantasie bei der
Schaffung von Konflikten und Feindbildern. Die Aufrüstung im eigenen
Land wird stets mit der Überrüstung woanders begründet, aber dort
gibt es dieselben Scheinargumente, nur in die andere Richtung. Diesen
Profiteuren des Krieges, die einem eisigen Machtkartell angehören,
ohne sich verabredet zu haben, ist es gelungen, eine große und
weltweite Bewegung für Abrüstung und Frieden zu verhindern. Aber
die meisten Zivilisten wünschen nicht nur sich, sondern auch dem
Nachbarn keinen Krieg. Wenn wir Demokratie hätten, würden die
Waffen schweigen. Wenn die Macht vom Volke ausginge, wie es im
Grundgesetz steht, würde ab- statt aufgerüstet werden.
Kriege beginnen
immer mit den gemeinsten Lügen. „Seit 5:45
Uhr wird zurückgeschossen.“ Dieser Satz ist auch heute für alle
Militaristen das bewährte Muster. Sie schießen immer nur zurück –
aber schon vorher. Geheimdienste und Kriegsgewinnler werden nicht
müde darin, immer neue Varianten dieses Tricks zu erfinden. Sie
müssen weiter lügen, um den Friedenswillen der Menschen zu brechen.
In den Kriegsministerien aller Länder sind Tausende von PR-Managern
beschäftigt. Sie verengen das Denken zu einem schmalen
Meinungskorridor, in dem das Sicherheitsbedürfnis der Nachbarn
ausgeblendet wird. Übrig bleiben die Hetzbilder der feindlichen
„Monster“, die schon wegen ihrer „Hässlichkeit“ zum Abschuss
freigegeben werden müssen.
Die
Umfragen in Deutschland zeigen, dass nach Meinung der Bevölkerung
die Sicherheit nicht durch weitere Aufrüstung, sondern durch
Abrüstung und Entspannung zu gewinnen sei (vgl. Ergänzung 4). Es
ist anzunehmen, dass ähnliche Ergebnisse auch bei Umfragen in
anderen Ländern der Welt zu beobachten sind. Die Bundesregierung und
(fast) alle anderen Staaten dieser Welt betreiben aber eine
entgegengesetzte Politik: Sie setzen weiter auf Feindbilder und
Aufrüstung. Es macht den Anschein, dass sich das Friedensbedürfnis
der Menschen nirgends, also in keiner Diktatur und in keiner
Demokratie, durchsetzen kann. Es scheinen andere Kräfte zu wirken.
Gegen
die nationalistischen Kriege gibt es ein Rezept. Es muss endlich die
weltweite Unmündigkeit überall, in Bangladesch wie in Deutschland,
in Tansania wie in China und den USA, überwunden werden.
Friedfertigkeit und Abrüstung werden nur als ein großes kreatives
Fest gelingen, wenn es von den Völkern selbst organisiert wird. Die
Befreiung vom Militär ist eine wirkliche Emanzipation: Sie kann
gewaltige solidarische Kräfte freisetzen und befreit
letztlich auch die Soldaten von ihrem schmutzigen Handwerk.
Wir müssen es tun: Auf einem langen Weg zum Pazifismus ...
Ergänzung 1: Das Reichtumsgefälle
In Russland besaßen
im vergangenen Jahr die reichsten drei Prozent fast 90 Prozent des
gesamten Geldvermögens. Acht von zehn Familien hatten dagegen
Probleme, die aus ihrer Sicht nötige Mindestmenge an Produkten zu
kaufen. Die drastische Ungleichheit in dem Land ist ein riesiges
Hemmnis für die Entwicklung von Wirtschaft und Demokratie. Die
Oligarchen und Superreichen sind allerdings das Produkt einer
Freundschaft von Boris Jelzin mit Helmut Kohl. Den Neoliberalismus
haben die Russen importiert. Das Vermögen in Deutschland ist
ebenfalls sehr ungleich verteilt, das sagen offizielle Statistiken.
(1) 45 Deutsche besitzen so viel wie die
ärmere Hälfte der Bevölkerung. Über viele Jahre verfehlt
Deutschland die UNO-Ziele zur Reduktion der
Einkommensungleichheit, den Gini-Koeffizient. Und die meisten
Milliardäre leben mittlerweile neben den USA in China.
Auch bei den Wirtschaftsbossen gibt es Bedenken über die negativen Auswirkungen dieses Reichtumsgefälles. Der milliardenschwere Gründer der größten Hedgefonds-Gesellschaft Ray Dalio schreibt in einer Streitschrift: „Der Kapitalismus sei der beste denkbare Motivator, funktioniere aber für die Mehrheit in Amerika nicht mehr.“ Als Investor sehe er, dass „das Geld sich an der Spitze staut“ – zu viel für die wenigen, zu wenig für die vielen. Dalio schreibt von „sich selbst verstärkenden Spiralen: aufwärts für die Besitzenden, abwärts für die Besitzlosen“. Das sprenge „nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern wirke auf Dauer auch unproduktiv“. Er befürchtet, dass in den kommenden Jahren keine Koalition zwischen „Kapitalisten und Sozialisten“ gelinge, um gerechtes Wachstum zu sichern, „sodass irgendeine Art von Revolution kommen wird, die praktisch jedem schadet“. (2)
Ergänzung 2: Das Verschwinden des Völkerrechts
Jede Regierung
sollte nur die Wirkmächtigkeit über dasjenige Volk besitzen, vom
dem sie gewählt wurde. Die Iraker, die Afghanen, die Libyer oder die
Syrier haben nicht den US-amerikanischen Präsidenten gewählt und er
ist von diesen nicht legitimiert worden, sich in ihre Angelegenheiten
einzumischen, am wenigsten militärisch. Das Völkerrecht erlaubt
keine aggressiven Akte gegen andere Staaten. Wenn überall
die gleichen Maßstäbe angelegt würden, so würde sich zeigen: Die
Wahrheit steht auf der Seite des Friedens. Das heißt auch, die
Annexion der Krim durch Russland und die der palästinensischen und
syrischen Gebiete durch Israel sind vergleichbar, aber nicht
gleichwertig.
Der
wichtigste pazifistische Maßstab ist die schauerliche Zahl der
Toten, Verwundeten und Vertriebenen eines Krieges, also das reale
Grauen. Die Millionen Kriegsopfer der letzten 30 Jahre können mit
Recht der unipolaren Weltordnung angelastet werden. Und diese
Feststellung ist keineswegs Antiamerikanismus, sondern ein wichtiger
Erkenntnisschlüssel zum Frieden. Nach dem Untergang des Ostblocks
ist keine regelbasierte Welt von Gleichen entstanden, statt dessen
haben die USA und die NATO immer dreister ihre Macht zur
Durchsetzung eigener Interessen genutzt. Sie haben das Völkerrecht
am meisten gebrochen.
Aus
friedenspolitischer Sicht ist es
ungerechtfertigt, dass der Westen eine moralische Überlegenheit für
sich beansprucht. Das zeigt sich auch an Details, zum Beispiel an der
entwürdigenden Weise, wie mit Gefängnisinsassen umgegangen wird
oder an der Tötung des gebrechlichen Osama bin Laden, der von fünf
schwerbewaffneten und mit kugelsicheren Westen geschützten
US-Soldaten nicht gefangen genommen und einem Gericht zugeführt,
sondern erschossen wurde (2011). Dem Märchen von der moralischen
Überlegenheit widerspricht aber vor allem die Tatsache, dass die
derzeitigen Hauptfeinde der USA , nämlich China und der Iran,
die letzten 200 Jahre unter ausländischen Mächten zu leiden gehabt
und selber, im Gegensatz zu den USA, keine Angriffskriege geführt
haben.
Jimmy Carter, der
einzige US-Präsident, unter dem die
Vereinigten Staaten keinen Krieg geführt haben, hat die Kriegslust
seines Landes kürzlich scharf kritisiert. Die USA könnten
sich laut Carter an China ein Beispiel nehmen. Die USA seien das
kriegerischste Land der Welt, sagte Carter in seiner Sonntagsschule
in der Maranatha Baptist Church im US-Bundesstaat Georgia. Trump sei
derzeit darüber besorgt, dass China die USA wirtschaftlich überholen
könnte. „Ich habe das Verhältnis zu China 1979 normalisiert.
Wissen Sie, wie oft China seit 1979 Krieg gegen jemanden geführt
hat? Niemals! Und wir sind im Krieg geblieben“, so der ehemalige
demokratische Staatschef. In den 242 Jahren ihres Bestehens als Staat
hätten die USA lediglich 16 Jahre lang keinen Krieg geführt,
betonte Carter. Dass die USA das kriegsfreudigste Land seien, sei die
Folge des US-Drucks auf andere Staaten, amerikanische Prinzipien zu
übernehmen. Die lange Friedenszeit habe es China erlaubt, sein
Wirtschaftswachstum voranzutreiben. „Wie viele Meilen
Schnellverkehrsbahn haben wir in diesem Land?“ fragte Carter. China
habe etwa 29.000 Kilometer Schnellverkehrsbahn, während Washington
etwa drei Billionen US-Dollar fürs Militär ausgegeben habe. (3) Es
ist offensichtlich so, dass die Kosten sich eminent verteuern, wenn
sich ein Land statt auf seinem eigenen
Territorium auf einem weit entfernten und auf Kosten anderer Völker,
zum Beispiel am Hindukusch, verteidigen will.
Ergänzung 3: Die Militärausgaben und Kriegskosten in schwindliger Höhe
Für den
völkerrechtswidrigen Irak-Krieg, dem Sündenfall im Nahen Osten,
hatte die US-Administration 50-60 Mrd. Dollar kalkuliert. Doch am
Ende dürften sich die Gesamtkosten auf drei Billionen Dollar allein
für die USA summieren. Die Kosten der anderen Kriegsteilnehmer sowie
des Irak sind da noch nicht mitgerechnet, geschweige denn die
darauf folgende Destabilisierung Syriens und des ganzen Nahen Ostens.
Eine kaum glaubliche Summe. Doch das ist längst nicht alles. Das
Watson Institute for International and Public Affairs zeigt in seinem
Projekt Costs of War, dass seit 9/11 die Ausgaben für den Krieg
gegen den Terror sich auf eine noch weit höhere Summe belaufen: fast
sechs Billionen US-Dollar. (4)
Das Stockholmer
Friedensforschungsinstitut SIPRI hat kürzlich
seinen jährlichen Bericht zu den Militärausgaben 2018 weltweit
veröffentlicht. Unangefochten auf Platz 1 stehen die USA mit
649 Mrd. Dollar, das liegt nur knapp unter der
Summe der Militärausgaben der acht darauffolgenden Länder zusammen.
Auf Platz 2 steht China mit 250 Mrd. Dollar. Dann folgen
Saudi-Arabien (67,6 Mrd. Dollar) und Indien (66,5 Mrd. Dollar). 63,8
Mrd. Dollar gab Frankreich im vergangenen Jahr für sein
Militär aus und steht damit vor Russland (61,4
Mrd. Dollar). Mit 50 Mrd. Dollar Rüstungsausgaben steht
Großbritannien nach Russland auf Platz 7. Deutschland überholte mit
einem Anstieg um 1,8 Prozent auf 49,5 Mrd. Dollar Japan und liegt
damit nun an weltweit achter Stelle. (5)
Ergänzung 4: Des Volkes Stimme fordert: Demokratie
In einer (nicht
repräsentativen) Blitz-Umfrage der Initiative „Welt ohne Waffen“
anlässlich der „Woche der Demokratie“ im Deutschen
Nationaltheater Weimar gab es am 09.02.2019 bemerkenswerte Antworten
von Kulturinteressierten auf folgende Fragen:
Sehen
Sie gegenwärtig eine militärische Bedrohung Deutschlands? 90 %
nein 10 % ja
Sind
Sie für die Erhöhung oder für die Verringerung der
Militärausgaben? 12 % Erhöhung 88 % Verringerung
Soll
Deutschland den UN-Atomwaffen-Verbotsvertrag jetzt unterzeichnen? 97
% ja 3 % nein
Befürworten
Sie den Austritt Deutschlands aus der NATO? 44 % ja 56
% nein
Können
Sie sich eine stufenweise Auflösung des Militärs vorstellen, wenn
alle Staaten mitmachen? 88 % ja 12 % nein
Ähnliche
Ergebnisse sind auch bei anderen
deutschlandweiten Umfragen zu verzeichnen. Die
Friedensnobelpreisträgerin ICAN (Internationale Kampagne zur
Abschaffung von Atomwaffen) berichtet unter Berufung auf eine von ihr
in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage,
dass sich für die Entfernung der US-Atomwaffen aus Deutschland eine
deutliche Mehrheit von 67 Prozent der Bundesbürger aussprechen.
Außerdem fordern 68 Prozent der Befragten die Bundesregierung auf,
den UN-Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen. (6)
Die öffentliche
Meinung ist also längst friedensbewegt. Noch eine Umfrage: Es
halten 82 Prozent der Menschen in Deutschland Friedensförderung für
„lebensnotwendig“, 70 Prozent fordern höhere Investitionen zu
diesem Zweck. (7)
Quellen:
(1) Russlands Reichtum - in den Händen weniger, Oxi, 12.04.2019.
(2) Arvid Kaiser, Wall-Street-Milliardäre rufen nach der Sozialdemokratie, manager magazin, 09.04.2019.
(3) Ex-Präsident
Jimmy Carter nennt USA das kriegerischste Land der Welt, Sputnik,
20.04.2019.
(4) Ulrich Teusch,
Privatisierung der amerikanischen Kriege, Telepolis, 03.04.2019.
(5) Russland
investiert weniger ins Militär als Frankreich, Ostexperte,
30.04.2019.
Die Initiative „WELT OHNE WAFFEN“ stand am 1. Juni 2019 als Teil der bundesweiten Aktion „INF-Vertrag retten“ mit einem Infostand an der Ecke Goetheplatz/Wielandstraße zum Gespräch bereit. Besucher konnten mit ihrer Unterschrift unter eine Petition, die Bundesregierung zur Unterzeichnung des UN-Atomwaffenverbotsvertrages auffordern.
Hintergrund ist der INF-Vertrag: Am 1. Juni 1988 trat der von US-Präsident Ronald Reagan und dem sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow unterzeichnete INF-Vertrag in Kraft, der zur Vernichtung von fast 3000 Atomwaffen führte. Dadurch nahm die Bedrohung Europas und Russlands durch einen Atomkrieg ab.
Nach der Kündigung des INF-Vertrages durch die USA und dann Russland im Februar droht dieser Vertrag im August 2019 auszulaufen. Das hätte wahrscheinlich ein neues atomares Wettrüsten zur Folge. Schon jetzt sind im US-Haushalt Mittel für den Bau einer neuen Mittelstreckenrakete eingestellt und auch in Russland steht der Bau neuer Waffensysteme an. Die Stationierung neuer Atomwaffen in Europa wäre möglich.
Wir wollen: > Keine neuen Atomwaffen in Europa! > Erhalt des INF-Vertrages! > Abzug der US-Atombomben aus Büchel! > Keine neuen Atombomber für die Luftwaffe! > Für ein Europa ohne Atomwaffen! > Unterzeichnung des UN-Atomwaffenverbotsvertrags durch alle Atommächte sowie Deutschland!
Die Initiative „Welt ohne Waffen“ und Freunde haben am 6.4.2019 mit einer pazifistischen Performance an der Bauhaus-Parade durch Weimar anlässlich von 100 Jahren Bauhaus teilgenommen.
Unsere Aktion stand unter dem Motto: „Bauhaus raus aus der NATO“.
Eine Friedens-Atombombe (von Nikolaus Huhn) schwebte über den Köpfen. Sie ist vom selben Typ, der in Büchel (Rheinland-Pfalz) von der US-Army in 20-facher Ausführung und mit 80-facher Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe gelagert wird.
Wir waren gekleidet in Kostüme der bildenden Künstlerin Franziska Becher. Mit ihrem Label „Personal Artist“ hat sie eine Berufs-Arbeitsbekleidung für Künstler geschaffen, die den Mythos einer Bauhaustracht aufgreift und zeitgenössisch interpretiert. Sie verbindet es mit einer großen Vision: „Lasst uns eine Künstlerarmee schaffen und die Welt in den Frieden stürzen!“
Das Gedicht „Wie weiter“ (aus: „Ein wenig Musik zum Abschied wäre trotzdem nett. Gedichte“, Verlag Edition Azur) der Schriftstellerin Nancy Hünger ertönte aus einem Lautsprecher und lud zum Nachdenken ein.
Wir unterstützen die Forderungen der Kampagne „Büchel ist überall! Atomwaffenfrei.jetzt“:
Warum neigen manche Menschen zu Gewalt und Krieg oder lassen sich zum Mitmachen verleiten, während andere, von Mitgefühl und Menschlichkeit geleitet, sich dem verweigern?
Der
2015 verstorbene deutsch-schweizerische Psychologe, Psychoanalytiker,
Schriftsteller und Geschwister-Scholl-Preisträger ARNO GRUEN hat in
seinem bereits 2006 erschienen Buch „ICH WILL EINE WELT OHNE
KRIEGE“ überzeugende Antworten gefunden.
Entscheidend
sind demnach die frühkindlichen Erfahrungen sowie die kulturellen
Werte, die uns geprägt haben. Die wechselseitig sich durchdringenden
individuell-psychischen und gesellschaftlich-kulturellen Gründe
müssen verstanden werden, wenn die menschliche Entwicklung statt in
eine gewaltsame in eine friedliche Richtung gehen soll.
Dazu
kann uns Gruens Buch helfen. Er richtete es an all jene, die sich
nicht damit abfinden, dass es Gewalt und Kriege gibt. Jeder kann dazu
beitragen, sie zu verhindern.
Im
Folgenden sind einige zentrale Gedanken
wiedergegeben:
„Die
Quelle von Feindseligkeit und Gewalt liegt in einer Kultur, die
Leistung und Besitz über alles stellt und es Menschen kaum möglich
macht, ein Selbst zu entwickeln, das auf Vertrauen und Mitgefühl
beruht. Nur wenn wir die komplizierten wechselseitigen Verflechtungen
von gesellschaftlicher Struktur und individuellen Lebensgeschichten
berücksichtigen, können wir verstehen, warum Gewalt allgegenwärtig
ist.“
„Was
die Welt vor Gewalt und Terror bewahren kann, sind nicht moralische
Appelle und politische Bekenntnisse. Nur durch das Mitfühlen mit
anderen, mit ihrem Schmerz, den sie durch Demütigung, Erniedrigung
und Gewalt erleben, lassen sich Diktatoren und Kriege verhindern.
Dieses Mitgefühl können wir aber nur aufbringen, wenn wir auch
einen Zugang zu unserem eigenen Schmerz finden.“
„Wenn
Kindern ein behütender und emotional zuverlässiger
Rahmen fehlt und sie von ihren Eltern missachtet werden, kommt in
ihrem Inneren ein fataler Prozess in Gang, der ihr ganzes weiteres
Leben bestimmt: … beginnt das Kleinkind, sich selbst und seine
Bedürfnisse und Wahrnehmungen abzulehnen, so wie es ja auch seine
Eltern tun. Es beginnt, stattdessen ein falsches 'Selbst' zu leben,
das nicht sein eigenes ist, das jedoch den Erwartungen seiner Eltern
entspricht. Diese Verleugnung und Abspaltung des Eigenen wird im
Weiteren sein Leben und seine Beziehungen prägen.
… dieser zentrale Moment der menschlichen Entwicklung … ist entscheidend dafür, ob wir unser Leben in Frieden oder Feindschaft mit anderen führen.“
„MÄNNLICHKEITSWAHN
UND HELDENMYTHOS
Gewalt
gilt vielen immer noch als Ausdruck von Stärke und männlicher
Heldenhaftigkeit. Dahinter jedoch stehen die Angst und die Schwäche
von Menschen, die nie sie selbst sein durften und deshalb Töten mit
Lebendigsein verwechseln. Wenn es überhaupt so etwas wie
'Heldenhaftigkeit' gibt, dann ist sie bei solchen Menschen zu finden,
die auch im Krieg den Mut hatten, zu ihren Gefühlen zu stehen und
dem Druck zu sinnlosem Töten zu widerstehen.
Studien belegen, dass es in Kriegen solche Menschen gegeben hat. Sie
sind nicht nur eine Hoffnung für den Frieden, sondern widerlegen
auch die Behauptung, der Mensch sei von Natur aus ein von bösartiger
Aggression getriebenes Wesen.
Im amerikanischen Bürgerkrieg haben etwa 80 Prozent der Soldaten nie ihre Flinte abgefeuert. Für diese Menschen verstieß das Töten gegen innere Vorbehalte. Im Vietnamkrieg beteiligten sich etwa ein Fünftel der Soldaten nie an Folterungen, Vergewaltigungen und der Ermordung von Zivilisten und Kriegsgefangenen. Wie sich bei Untersuchungen herausstellte, waren dies Männer, die ihre eigenen Ängste akzeptierten, die es nicht nötig hatten, ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen, und die immer bereit waren, anderen zu helfen. Ganz anders die sogenannten Green Berets. Diese US-Eliteeinheit war in Vietnam für ihre besondere Härte und Grausamkeit bekannt. Der Forscher David Mark Mantell untersuchte die Lebensgeschichte dieser Soldaten und verglich sie mit der von Kriegsdienstverweigerern. Er kam zu eindeutigen Ergebnissen: Die Kriegsdienstverweigerer waren mit Eltern oder Bezugspersonen aufgewachsen, die sie in ihrem Kindsein weitgehend akzeptierten. Im Gegensatz dazu hatten die Green Berets eine ausgesprochen autoritäre Erziehung mit massiver körperlicher Gewalt erfahren. Feingefühl wurde von den Eltern verachtet, das Bedürfnis nach Zärtlichkeit als Schwäche bestraft. Es gab keine mitfühlende Emotionalität, die Jungen waren vielmehr einem überwältigenden System 'moralischer' Regeln unterworfen. Die Eltern hatten Gehorsamkeit und Konformität erwartet und mit harten Strafen durchgesetzt. Die Jungen wuchsen zu beruflich erfolgreichen Männern heran, deren extremer Gehorsam sich im Vietnamkrieg zur blinden Befehlsunterwerfung steigerte. Für die furchtbaren Vergehen, die sie dort auch an Frauen, Kindern und alten Menschen begangen hatten, fehlte ihnen jedes Gefühl von Schuld, Scham und Verantwortung.
Kinder, denen man die Möglichkeit nimmt, ihre eigenen Wahrnehmungen und ihre Bedürfnisse nach Wärme und Liebe zum Kern ihrer Persönlichkeit zu machen, neigen auch als Erwachsene dazu, sich anzupassen und zu unterwerfen. Unterschwellig jedoch sind sie von Wut und Hass auf alles Lebendige erfüllt. Ihre Gewaltbereitschaft lässt sich schnell aktivieren, wenn ihnen passende Feindbilder angeboten werden. Auch die Nazis waren geprägt durch eine autoritäre Erziehung, in der Disziplin und Gehorsam oberste Prinzipien waren und Zärtlichkeit als Schwäche abgelehnt wurde.
Kulturen wie die der Eipos oder der Montagnais-Maskapis-Indianer brachten ihren Kindern dagegen Vertrauen und Wertschätzung entgegen. So konnten sich diese in ihrem Wesen geliebt und anerkannt fühlen. Wenn dagegen das Eigene von Kindern abgewertet und unterdrückt wird, sind Feindseligkeit und paranoide Tendenzen die Folge. Solche Menschen fühlen sich nur wirklich lebendig, wenn sie zerstörerisch sein können, sei es durch direkte oder indirekte Gewalt.“
„DIE WURZELN DER
UNMENSCHLICHKEIT
Für die meisten von uns
ist es schwer vorstellbar, dass Menschen, die eigentlich ganz normal
wirken, ohne das geringste Mitgefühl und ohne Reue einen anderen
quälen und sogar töten können. Wir glauben, jeder Mensch sei
ansprechbar für moralische Werte, mitmenschliche Gefühle und
vernünftige Argumente. In Wahrheit jedoch 'funktionieren' Menschen,
die durch ihre frühesten Erfahrungen zum 'Unmenschen' gemacht
wurden, nicht nur in psychologischer, sondern auch in physiologischer
Hinsicht ganz anders. Auch wenn sie überzeugend die Maske der
Menschlichkeit tragen, fehlt ihnen jedes moralische Empfinden und
jedes Gefühl für andere.
Unmenschlichkeit ist das Ergebnis einer Sozialisation, in der die Gefühle und die empathischen Fähigkeiten eines Kindes verachtet und als Schwäche abgetan werden. Ein Kind, das in einer solchen traumatischen Situation aufwächst, muss sich immer mehr von seinem Eigenen distanzieren und dieses als etwas Fremdes ablehnen.
Wenn eine Mutter ihren Säugling liebevoll umhegt und einfühlsam auf seine Bedürfnisse eingeht … Eine solche Bindung, in der die Bedürfnisse des Kindes und nicht die der Eltern im Vordergrund stehen, fördert die Entwicklung empathischer Vorgänge. Diese werden zur Basis des kindlichen Selbst. Das Kind kann sein eigenes Erleben als Teil seiner Identität integrieren und muss es nicht als ungeliebt abspalten.
Etwas ganz anderes geschieht, wenn Eltern nicht adäquat auf die kindlichen Bedürfnisse eingehen. Die empathischen Fähigkeiten werden unterdrückt und können sich nicht entwickeln. Das Kind gerät in einen Zustand von Hilflosigkeit, Wut und ständiger Anspannung. Dieser extreme Stress kann nicht bewältigt werden. Um psychisch zu überleben, muss dieses Kind seine Gefühle aus seinem Erleben verbannen und abspalten. Das gilt vor allem für das Erleben von Schmerz und Verzweiflung. Für solche Kinder sind Schmerz und Leid so groß und überwältigend, dass sie nur durch ein völliges Ausschalten und Abspalten dieser Gefühle überleben können. ...
Solche Menschen sind ihr Leben lang auf der Flucht vor allem, was diesen Schmerz wieder zum Leben erwecken könnte. Aus diesem Grund sind sie auch nicht in der Lage, ihn bei anderen Menschen empathisch wahrzunehmen und mitzufühlen. Im Gegenteil: Was bei einem 'normalen' mitfühlenden Menschen Verständnis, Anteilnahme und Zuneigung auslöst, weckt in ihnen die Mordlust. Sie müssen töten, was in ihnen menschliche Gefühle auslöst. Vor dieser Tatsache dürfen wir nicht die Augen verschließen, wenn wir es ernst meinen mit unserem Bemühen um Frieden. Es ist unser Umgang mit dem Schmerz, der darüber entscheidet, ob die menschliche Entwicklung eine destruktive oder eine friedliche Richtung nimmt.“
„Unsere
Gesellschaft blendet die alltägliche Realität des Leidens meistens
aus. Schmerz, ob physisch oder psychisch, wird ... in einer auf
Leistung, Größe und Kraft fixierten Welt als unliebsame Schwäche
betrachtet. … Wenn Eltern schmerzhafte Gefühle ihres Kindes als
unberechtigt oder unwahr abtun, bleibt dem Kind nichts anderes übrig,
als sich von seinen Gefühlen zu distanzieren. Es muss sich in seinen
Schmerzen als Schwächling sehen und fühlen und sich dafür
schämen.“
„...
Kriege nur möglich sind durch ein Zusammenspiel von Menschen, die
auf Größe, Macht und 'männliche' Stärke fixiert sind … hat
diese Fixierung ihren Ursprung in einer Verleugnung des Schmerzes,
die diese Menschen in frühester Kindheit durch die Entfremdung von
ihrem eigenen Selbst erfahren haben“
„WAHRE
STÄRKE BRAUCHT KEINE MACHT
Wahre
Kraft entsteht durch das Erleben von Leid und Schmerz. Nur durch Leid
und Schmerz lässt sich erfahren, dass Sicherheit ein Zustand in uns
selbst ist, eine innere Kohärenz, die auch dann bestehen bleibt,
wenn wir schwach und hilflos sind.
Dieses Gefühl, das auf einem Sich-selbst-Sein beruht, kann ein Mensch nur entwickeln, wenn er als Kind liebevoll in seinem Schmerzerleben begleitet wurde. Nur durch eine solche einfühlsame und teilnehmende Begleitung ist es dem Kind möglich, seinen Schmerz zu erleben und die Erfahrung zu machen, dass dieser nicht tötet. Erst aus diesem Erleben erwächst ein Gefühl der Stärke, das von Dauer ist und sich nicht immer wieder im Wettstreit mit anderen beweisen muss. Eine solche innere Kraft ist wiederum Grundlage für unsere Fähigkeit, am Mitgefühl für andere festzuhalten. Gleichzeitig verstärkt unsere Fähigkeit zum Mitgefühl auch unsere innere Kraft. Wir erfahren auf diese Weise, dass wir anderen etwas geben können und dass auch Altruismus eine Quelle der Kraft ist.“
„Selbstlos
sein meint …, ein falsches Selbst aufzugeben,
das auf Macht und Erfolg, auf körperlicher Schönheit, Konkurrenz
und intellektueller Brillanz beruht. Nicht Größenwahn, sondern
Mitgefühl als die Fähigkeit, den Schmerz anderer zu teilen und sich
der Liebe zu öffnen, gibt dem Leben Sinn.“
„Die
Quelle von Feindseligkeit und Gewalt liegt in einer Kultur,
die Leistung und Besitz über alles stellt und es Menschen kaum
möglich macht, ein Selbst zu entwickeln, das auf Vertrauen und
Mitgefühl beruht. Nur wenn wir die komplizierten wechselseitigen
Verflechtungen von gesellschaftlicher Struktur und individuellen
Lebensgeschichten berücksichtigen,
können wir verstehen, warum Gewalt allgegenwärtig ist.“
„UNSERE KULTUR FÖRDERT DIE GEWALT
Unsere Kultur macht es Menschen sehr schwer, ein eigenes freies Selbst zu entwickeln, weil sie das innere Erleben abwertet und Äußerlichkeiten wie Besitz und Status zum Maßstab des persönlichen Selbstwertes erhebt. Gleichzeitig sind in dieser Kultur Gewalt, Dominanzstreben und Rivalität als 'positive' menschliche Qualitäten verankert. … Wer im Konkurrenzkampf um Status und Besitz gewinnt, darf sich als stark und bedeutungsvoll erleben. Die 'Verlierer' jedoch, die sich – aus welchen Gründen auch immer – keinen Anteil sichern können, werden als unbedeutend und weniger wert angesehen. Menschen, die kein starkes Inneres haben und deren Selbstgefühl deshalb von solchen hierarchischen Zuschreibungen abhängig ist, brauchen sowohl Feindbilder als auch mächtige Identifikationsfiguren, um Selbsthass und Minderwertigkeitsgefühle zu betäuben, die auf Grund ihrer Sozialisation in ihnen lauern und die wieder erweckt werden, wenn sie Demütigungen und gesellschaftliche Abwertung erfahren.
Das ist der Kern des Problems: Alle Menschen, die Gewalt und Krieg suchen oder sich zum Mitmachen verleiten lassen, sind abgeschnitten von den Möglichkeiten eines Selbst, das auf eigenem inneren Erleben und dem Mitgefühl mit anderen basiert. Sie brauchen Helden, mit denen sie sich identifizieren können, oder sie müssen sich selbst zum Helden machen, indem sie andere verletzen und töten.
Wenn Menschen weder aus ihrem Inneren noch durch äußere Gratifikationen ein Gefühl von Bedeutung entwickeln können, lassen sie sich leicht zu Werkzeugen von Psychopathen machen, deren ganzes Streben auf Tod und Vernichtung ausgerichtet ist. Wie ich bereits aufgezeigt habe, handelt es sich bei solchen 'Führern' selbst um Menschen, denen man in ihrer Kindheit tiefe Verletzungen und Abwertungen zugefügt hat. Anzeichen für solche Erfahrungen lassen sich in der Biographie Hitlers wie auch in den frühen Lebensgeschichten von George W. Bush und Osama bin Laden feststellen.
Solchen Menschen geht es immer darum, sich selbst als grandios und unbesiegbar und andere als minderwertig und vernichtenswürdig zu erleben. Macht zu inszenieren ist deshalb ihr ganzer Lebenszweck. Die Größenphantasien, die sie dabei hervorbringen, ziehen andere an, die ihnen beitreten, um ihr eigenes inneres Vakuum zu füllen. ...
In Krisenzeiten wächst die Gewaltbereitschaft. Dies ist die Stunde für politische Führer, die – unter dem Vorwand, für die Gesellschaft nur das Beste zu wollen – die Erlaubnis erteilen, Hass und Verachtung gegen soziale Gruppen zu richten, die angeblich für die Missstände verantwortlich sind. So werden Ausländer diskriminiert, Arbeitslose als 'faul' beschimpft und selbst Kranke und Alte zum gesellschaftlichen Problem degradiert.
Auf diesem Weg lassen sich Menschen für Kriege mobilisieren. Es müssen nur glaubwürdig ein Feindbild und die Ideologie einer 'gerechten Sache' aufgebaut werden. Durch die Hingabe an die abstrakte Idee, eine reine und erhabene Mission zu erfüllen, werden die Grenzen des Ichs aufgeweicht: der Mensch fühlt sich größer und zugleich hingebungsvoll, weil er sich bereit erklärt, einer Idee zu dienen, die größer als sein Selbst ist.
Das Bindeglied, das Menschen dazu veranlasst, machtbesessenen Führern und ihren Ideologien zu folgen, ist eine allgemeine Gehorsamkeitsbereitschaft, zu der wir alle erzogen wurden. Wir fühlen uns wohl, wenn wir einem starken Menschen folgen. Das gibt uns nicht nur Halt und Orientierung. Die Identifikation mit Macht und Stärke vermittelt ein Gefühl von Bedeutung und Sinnhaftigkeit. So kommt es immer wieder zu der paradoxen Situation, dass ausgerechnet Benachteiligte solche politischen Führer wählen, die nur Verachtung für sie übrig haben und deren Programm ihre Situation noch verschlimmert.“
„WAS
KÖNNEN WIR TUN?
Kriege
können verhindert werden, und ich glaube, es ist einfacher, als wir
denken. Denn viele von uns haben noch Träume, die mit unserer
Sehnsucht nach menschlicher Verbundenheit zu tun haben. Diese Träume,
die tief aus unserem Inneren kommen, können uns eine Hilfe sein,
denn sie tragen dazu bei, die Wahrheit zu erkennen und stärken den
Mut, unser Mitgefühl zum Maßstab unseres Handelns
zu machen. Denn darum geht es: an dem Glauben an das Gute im Menschen
festzuhalten.
[In diesem Sinne] schreibt der Dalai Lama [dass] ... 'die Pflege von Liebe und Mitgefühl, unsere Fähigkeit, in das Leiden eines anderen einzutreten, um es zu teilen, die Grundlage für das weitere Überleben unserer Spezies ist.'
Wenn wir begreifen, dass wir alle miteinander verbunden und voneinander abhängig sind, werden wir Gewalt unmöglich machen. Es sind unsere Gemeinsamkeiten, die uns der Liebe und nicht dem Krieg entgegenführen. Die Gefahr besteht jedoch, dass uns propagandistische Tricks davon abhalten, diese Gemeinsamkeiten zu sehen. Wenn George W. Bush auf einen Krieg gegen den Terror pocht, statt dessen Hintergründe anzugehen, dann lenkt er von wahren Problemen ab und gibt uralten Ängsten, die aus unserer Kindheit stammen, Gestalt. …
So werden wir von der Wirklichkeit ferngehalten. ... So bemerken wir nicht mehr, was man uns antut und dass die größte Militärmaschine der Weltgeschichte mit ihrer tödlichen Technik an die Rhetorik einer Christlichkeit gekettet ist, die genauso fundamentalistisch ist wie der Islamismus der terroristischen Gegenspieler. Und beide Seiten kämpfen im Namen des 'Guten gegen das Böse' ...
Wenn es uns nicht gelingt, an der menschlichen Fähigkeit des Mitgefühls festzuhalten, dann wird uns der Irrsinn der Fundamentalisten – egal welcher Couleur – einholen und zerstören. Es bleibt uns keine andere Wahl, als uns auf unser Herz und unser Mitgefühl zu besinnen. ...
Nach meinen Vorträgen werde ich häufig gefragt, was wir denn tun können, um unser Herz zu öffnen und unser Mitgefühl zu stärken. … Ich antworte dann immer, dass mitfühlende Tendenzen, die wir ja alle in uns tragen, gefördert werden, wenn wir unser Erleben mit anderen Menschen teilen. Wir selbst erfahren dadurch eine Stärkung, und anderen wird der Mut gegeben, sich auf ihre empathischen Wahrnehmungen von Leid und Schmerz zu verlassen. ...
Wir brauchen deshalb den Dialog mit Menschen, die Güte, Aufrichtigkeit und Uneigennützigkeit besitzen und offen dafür sind, das Eigene zu erkennen und zu fördern. Es müssen Menschen sein, deren Werte sich nicht an Macht, Erfolg und Geld orientieren und die deshalb zu einer Geisteshaltung fähig sind, die einen inneren Frieden herbeiführt. Es sind Menschen, die keine Angst vor dem Anderssein haben und die frei sind von Anpassungsdrang. Nur so lässt sich zum Eigenen finden, das auf Mitgefühl basiert."
Aus: Arno Gruen, Ich will eine Welt ohne Kriege, Stuttgart 4. Auflage 2016
Die Initiative „WELT OHNE WAFFEN“ Weimar wird sich im Rahmen der „WOCHE DER DEMOKRATIE“ im Deutschen Nationaltheater mit einem Informationsstand präsentieren. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und unsere Arbeit vorzustellen. An diesem Tag starten wir außerdem eine Umfrage zum Thema Abrüstung, zu der wir Sie herzlich einladen.
Die Initiative „Welt ohne Waffen“ Weimar bemüht sich seit 2013 darum, einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für Frieden, Abrüstung und Entmilitarisierung zu leisten. Trotz der jahrtausendelangen kriegerischen Geschichte der Menschheit sind wir von der Realutopie einer international kontrollierten, vollständigen globalen Abrüstung und Entmilitarisierung überzeugt. Dabei könnte Deutschland als Teil Europas und in Erinnerung an seine militaristische Vergangenheit und Schuld Vorreiter der weltweiten Demilitarisierung werden. Eine Zukunft ohne Krieg gibt es nur in einer Welt ohne Waffen und Militär.
Ort: Foyer des DNT Weimar Zeit: 09.02.2019, 16-19.30 Uhr
Offener Brief an den Weimarer Oberbürgermeister Peter Kleine und die Fraktionen des Weimarer Stadtrates
Wir
begrüßen die geplante Städtepartnerschaft Weimars nach Israel,
sie sollte aber zu einer trilateralen Städtepartnerschaft mit einer
israelischen und mit einer
palästinensischen Gemeinde erweitert werden.
Die
Partnerschaft einer deutschen mit einer israelischen Stadt ist durch
den Holocaust eine besondere. Und die janusköpfige Geschichte
Weimars zwischen Humanität und Barbarei verleiht dieser Beziehung
nochmals einen ganz speziellen Charakter. Und letztlich wird auch das
schwierige Verhältnis zwischen Israel und Palästina zu der Eigenart
dieser Partnerschaft beitragen. Es könnte deshalb sinnvoll sein, in
diesem hoch gefährdeten Nahen Osten ein versöhnendes Element wie
diese regionale, trilaterale Partnerschaft zu installieren.
Es
ist gut, dass Weimar eine neue Partnerschaft auch mit der Nähe
Weimars zum KZ Buchenwald begründet. Vor diesem Hintergrund sollte
der bekannte „Schwur von Buchenwald“ auch das Fundament dieser
Partnerschaft sein.
Die
Überlebenden des Konzentrationslagers bekannten sich am 19.04.1945
vor allem zu Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit. Das sind Begriffe,
die im heutigen Israel und den besetzten Gebieten von hoher
Aktualität sind. Indem Weimar zugleich eine Partnerschaft mit einer
israelischen und einer palästinensischen Gemeinde anstrebt, könnte
sie sowohl dem fortwährenden Gedenken an Buchenwald dienen als auch
einen dringend notwendigen Impuls zur Versöhnung der
Konfliktparteien im Nahen Osten leisten. Wir sind davon überzeugt,
dass Weimar erst in dieser verdoppelten Städtepartnerschaft seinen
ethischen Verpflichtungen aus dem Schwur von Buchenwald gerecht
werden kann.
Die
trilaterale Partnerschaft wäre auch ein Signal an die in Weimar
lebenden jüdischen/israelischen und palästinensischen Bürger, sich
gemeinsam mit der Weimarer Öffentlichkeit an einem Dialog über den
Frieden im Nahen Osten und unsere Willkommenskultur zu beteiligen. Es
gibt in Deutschland bereits mehrere solche trilateralen
Städtepartnerschaften. Auch Jena hat eine Partnerschaft mit der
palästinensischen Stadt Beit Jala (bei Bethlehem) und zugleich eine
Kooperation mit der israelischen Stadt Gilboa.
Wir
rufen die Stadt Weimar, ihre Institutionen, Bürger und
Volksvertretungen dazu auf, Überlegungen darüber anzustellen,
welche Möglichkeiten es gibt, diese trilaterale Städtepartnerschaft
zu entwickeln.
Im Vorfeld des 6. Weimarer Friedenspodiums (01.09.2018) hatte das Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar (BgR) eine Presseerklärung zur Teilnahme von Prinz Chaos II. (Florian Ernst Kirner) herausgegeben. Diese Erklärung hat viel Verwirrung gestiftet und unserer ausgezeichneten Veranstaltung geschadet. Hier ist unsere Gegendarstellung:
Prinz Chaos II. zu Gast beim 6. Weimarer Friedenspodium
Florian Ernst Kirner alias Prinz Chaos II. war am 1. September, dem Weltfriedenstag, der prominente Gast beim 6. Weimarer Friedenspodium der Initiative „Welt ohne Waffen“. Kirner ist Journalist und Liedermacher sowie seit frühester Jugend engagierter Friedensaktivist und Antifaschist. Eindrucksvolle Lieder mit Gitarre und Mandoline mischten sich mit klaren Statements zu Frieden, Abrüstung und gegen Fremdenhass. Mit stehenden Ovationen endete der eindrucksvolle Abend.
Leider hat das Weimarer „Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus“ (BgR), dessen Arbeit wir ansonsten sehr schätzen, die Person von Prinz Chaos II. falsch bewertet. Mit einer im Vorfeld herausgegebenen Presseerklärung hat das Bündnis den Eindruck erweckt, er habe aufgrund von Interviews in zwei „umstrittenen“ Medienportalen eine Offenheit für rechte Positionen. Dieser Vorwurf ist falsch. Man kann ihm kein einziges Zitat nachweisen, dass ihn irgendwie als rechts oder auch nur rechtsoffen kennzeichnen würde.
Kritik an Medienportalen ist freilich legitim. Entscheidend ist jedoch, was Kirner inhaltlich gesagt, geschrieben und getan hat. Weniger ist von Belang, in welchem Medium er etwas geäußert hat oder was Dritte dort gesagt haben. Der Vorwurf der Kontaktschuld kann in gefährliche Denunziationsketten führen.
KenFM ist ein Internet-Magazin, das viele hervorragende Beiträge produziert hat. Kirner befindet sich unter den dort Interviewten in guter Gesellschaft, zum Beispiel mit der Schriftstellerin Daniela Dahn (2016 Gast beim Weimarer Friedenspodium), dem Theologen, Psychoanalytiker und Schriftsteller Eugen Drewermann, dem Rüstungsgegner Jürgen Grässlin, dem Neurobiologen Gerald Hüther, um nur einige Namen zu nennen.
Kirners Haltung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist eindeutig. Gemeinsam mit dem Liedermacher Konstantin Wecker hat er beispielsweise Anti-Nazi-Demos wie „Dresden nazifrei“ oder gegen das größte Rechtsrockkonzert 2017 in Themar aktiv unterstützt. In seiner Südthüringer Wahlheimat hatte er tätliche Angriffe, einen Brandanschlag auf seinen PKW bis hin zu Morddrohungen durch Neonazis zu erdulden.
Wir bedauern, dass durch die Fehleinschätzung des BgR eine unnötige Differenz zwischen zwei an sich natürlichen Bündnispartnern entstanden ist. Leider waren durch die eilfertige Presseerklärung des BgR viele Weimarer verunsichert und blieben der inspirierenden Veranstaltung fern, zu der sogar Gäste aus Leipzig angereist waren.
Am 1. September 2018 um 19 Uhr im Jugend- und Kulturzentrum Mon Ami Weimar erfinden Prinz Chaos II. und Florian Ernst Kirner den Weltfrieden aus der Abwesenheit eines Weltpolizisten. Über einen Globus ohne Imperium.
Gitarre und Diskussion
Schöne Lieder und Argumente
Prinz Chaos II. (Florian Ernst Kirner) spielt Mandoline,
eine Thüringer Waldzither (Halszister) und
diverse Gitarren. Wenn er es nicht zum Singen benötigt,
nutzt er sein Mundwerk für freche, höchst
unterhaltsame Ansagen. Er ist eine zentrale Figur
der deutschen Liedermacher-Renaissance und war
direkter Schüler von Franz Josef Degenhardt und
Konstantin Wecker.
Im Dialog mit dem Publikum diskutiert er gern über
Möglichkeiten, zu Frieden und guter Nachbarschaft
zu kommen. Florian Ernst Kirner ist ein belesener
und leidenschaftlicher Gegner der Aufrüstung, des
Militärs und der imperialen Machtansprüche.
Er ist der richtige Mann für den Weltfriedenstag in
Weimar 2018.
Den Flyer zu der Veranstaltung finden Sie hier
und das Poster hier.
„FRIEDEN GEHT! Staffellauf 2018 gegen Rüstungsexporte“ führt vom 21. Mai bis zum 2. Juni in 13 Tagen quer durch Deutschland, von Oberndorf am Necker bis nach Berlin. Wir setzen ein Zeichen für eine WELT OHNE WAFFEN und fordern von den verantwortlichen Politikern ein Ende deutscher Rüstungsexporte! Die Strecke führt entlang zahlreicher Rüstungsfirmen. Mehr als 1000 Menschen haben sich zu den Marathon-, Halbmarathon-, Lauf-, Geh- und Radfahretappen bereits angemeldet. Noch viel mehr werden spontan daran teilnehmen.
Deutschland ist weltweit der viertgrößte Rüstungsexporteur. Deutsche Waffen werden an kriegführende und menschrechtverletzende Staaten exportiert. Mit ihnen werden Millionen Menschen in die Flucht getrieben oder getötet. „FRIEDEN GEHT!“ fordert: Kriegswaffen und Rüstungsgüter dürfen nicht exportiert werden.
Am 29. Mai führt der Staffellauf mitten durch Thüringen von Eisenach nach Jena und macht auch in Weimar Station. Wir von der Initiative „WELT OHNE WAFFEN“ haben zwei Etappen nach und von Weimar mitorganisiert. Auf dem Weimarer Marktplatz wird von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr ein kleines Friedensfest stattfinden, bei dem der Oberbürgermeister Peter Kleine, der Intendant des Nationaltheaters Hasko Weber, Harry Stein von der Gedenkstätte Buchenwald, Superintendent Henrich Herbst sowie Wencke Mohr von unserer Initiative reden werden. Die Redebeiträge werden musikalisch gerahmt.